Verschwendung sichtbar machen und finanziell bewerten – Schritt 1: Lean Kostenkategorien einführen

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Wertkategorien definieren – Voraussetzung, um Verschwendung sichtbar zu machen

Die Unterscheidung in Wertschöpfung und Verschwendung ist tief verankert in der Lean Philosophie schlanker Produktionssysteme. Global betrachtet lässt sich diese Denkweise auf den gesamten Ressourceneinsatz im Unternehmen übertragen und somit der Kapitaleinsatz hinsichtlich Wertschöpfung und Verschwendung unterscheiden. Zwei Wertkategorien wie Wertschöpfung und Verschwendung allein sind für die Praxis nicht ausreichend. Zudem ist es aus verhaltensorientierter Sichtweise nicht förderlich, manche Tätigkeiten einzelner Mitarbeiter namentlich vollständig der Kategorie Verschwendung zuzuweisen. Neben der Wertschöpfung ist nämlich die Wertschätzung zentral in Lean – und das fängt bei den Begriffen an!

Zur Differenzierung des Ressourceneinsatzes, egal in welcher Messgröße (Stunden, Euro oder Quadratmeter), eigenen sich folgende Wertkategorien:

Wertschöpfung aus Kundensicht

Derjenige Ressourceneinsatz, der die gewünschte Kundenfunktion effizient erzeugt. In der Produktion ist das z. B. das Zusammenfügen von Bauteilen in der Montage. Im Vertrieb kann es u. a. das Absenden eines Angebots sein.

Beitrag zu zukünftiger Wertschöpfung

Ressourceneinsatz, der gegenwärtig noch keinen Umsatz erzeugt, aber für zukünftige Wertschöpfung essenziell ist. Dazu zählen beispielsweise bestimmte Aufgaben aus dem Vertrieb und Marketing, der Marktanalyse oder der Produktentwicklung.

Notwendig indirekter Ressourceneinsatz

Ressourceneinsatz, der zur Erzeugung des Produktes oder der Dienstleistung erfolgen muss, jedoch aus Kundensicht nicht den Wert bzw. die Zahlungsbereitschaft erhöht. Dazu zählen z. B. das Rüsten von Maschinen, das Kommissionieren von Paketen, das Prüfen von Produkten oder die Abwicklung von Bestellungen. Diese Tätigkeiten müssen durchgeführt werden – eine effizientere Durchführung kann jedoch Kosten sparen oder Kapazitäten freisetzen. Darunter fällt Ressourceneinsatz, der weder kurz- noch langfristig Werte aus Kundensicht schafft. Dazu zählen vor allem koordinierende Tätigkeiten oder Kommunikation in Form von Reporting, Meetings, Abrechnungen oder Planungen.

Verschwendung

Unter Verschwendung fällt der verbleibende Ressourceneinsatz. Im Kern fällt der derjenige Ressourceneinsatz darunter, der beim Entfallen keine Auswirkungen auf den Kunden oder den Geschäftsbetrieb hat. Beim Material kann es sich um Ausschuss handeln. Bei Personal kann es sich um Zeit für Nacharbeit, Fehlersuche, Informationssuche, Reklamationsbearbeitung oder Doppelarbeit handeln. Entsprechendes gilt bei übrigen Ressourcen wie Anlagen, Kapital oder Fläche. Je nach unternehmensspezifischer Betrachtung kann auch der mit der Überproduktion einhergehende Ressourceneinsatz darunterfallen.

Freie Kapazität

Nicht genutzte bzw. freie Kapazitäten müssen als solche ausgewiesen werden. Dies ist aus Lean Gesichtspunkten von Bedeutung, da die Reduzierung von Verschwendung sich in vielen Fällen nicht unmittelbar in den finanziellen Ergebnissen wiederfindet, sondern zunächst freie Kapazitäten (Mitarbeiterzeit, Anlagenzeit, Fläche etc.) geschaffen werden. Auch für Entscheidungsrechnungen können durch das Wissen um Kapazitäten sprungfixe Kosten abgebildet werden.

Die Auswahl und die konkrete Benennung der Kategorien ist unternehmensspezifisch festzulegen, insbesondere in Abhängigkeit der Organisation und der Strategie sowie der produktionssystemspezifischen Gegebenheiten. Es empfiehlt sich, nicht mehr als fünf bis sieben Kategorien zu verwenden, da es beim Nutzer der Kostenberichte sonst zum „information overload“ kommen kann.

Zum Abschluss folgende Frage an Sie: Welche Wertkategorien setzen Sie in Ihrem Unternehmen ein, um Verschwendung sichtbar zu machen?

Wenn Sie sich über diese Frage austauschen wollen, dann vereinbaren Sie ein Gespräch mit mir über diesen Link oder schicken Sie mir eine Nachricht auf LinkedIn!

Dr.-Ing. Mathias Michalicki

Dr.-Ing. Mathias Michalicki

Autor von „Kostenrechnung in der Lean Produktion"
#1 Lean Accounting Experte in Europa
Lean Enthusiast
Gründer und CEO von IFOX Systems

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